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Wednesday, January 28, 2009

Gustav Eberth







Gustav
Eberth: Bürgermeister in Eichenau von 1942 bis1945


Vor genau
50 Jahren, als Eichenau selbständig wurde, verstarb der
ehemalige Bürgermeister, der 1924 wie viele andere mit ihm nach
Eichenau gezogen war. Nach der Befreiung war er ein Jahr interniert
und dann als " willfähriges Werkzeug" in der Gruppe
der Mitläufer entlastet. In Eichenau war er als Sport- und
Partei-Aktivist geschätzt und noch 1968 beschloss der
Gemeinderat, ihn wegen seiner Verdienste um den Sport zu ehren.


Eberth
wurde 1881 in Zeyern geboren, besuchte die Militärschule und
diente im 1. Weltkrieg in Belgien und Galizien. Nach dem Krieg ging
er zur Eisenbahn und wurde Stationsvorsteher. Von den vielen
Eisenbahnern in Aubing muss er von Eichenau gehört haben,
so dass er sich 1924 ein Siedlungshäuschen dort kaufte und
1929 dann für "Treu Eichenau" zum Gemeinderat
kandidierte. Er wurde Vorsitzender in Turn- und Sportverein ( später
Eisenbahner Sport Verein , dann Eichenauer Sport Verein) und sang im
Kirchenchor mit. Am 1. März 1933 trat er in die NSDAP ein und
diente sich in der Organisation hoch. Kreisleiter Franz Emmer, von
1940 bis 1945 auch Aufsichtsratsvorsitzender der Baugenossenschaft
Eichenau lobte ihn mehrfach ausführlich. Er sei "jederzeit
einsatzbereit um die Interessen der Ortsgruppe zu fördern und zu
unterstützen." Die Eichenauer Ortsgruppe wurde in mehreren
Presseberichten auch ausführlich gelobt und gewürdigt.
"Gegen seine politische Zuverlässlichkeit bestehen nicht
die geringsten Bedenken."


Von 1929
bis 1935 war er im Gemeinderat und aktiv im Interessentenverein, dann
von 1938 bis 1942, als das Bürgermeister auf ihn als
Stellvertreter fiel, weil Nazi Bürgermeister Singer, ein Freund
des späteren Bürgermeisters Alfred Rehm, bei dem Versuch einen
Ehestreit zu schlichten erschossen wurde. 1939 war Eberth zum
Reichsbahn-Obersekretär befördert worden und zusammen mit
vielen Eichenauern im Ausbesserungswerk Aubing im Einsatz. 1936 hatte
er schon mit Freunden dafür gesorgt, dass Eichenau auf einem
Grundstück der Baugenossenschaft eine große Turn- und
Sporthalle bekam, die Friesenhalle, wie sie genannt wurde. Nach
komplizierten Geschichten wurde sie letztendlich unter Bürgermeister Sebastian Niedermeier für die Gemeinde erstanden unf zum heutigen
Bürgerzentrum ausgebaut. In der Grundstruktur ist die Halle als
Sportzentrum noch gut zu erkennen. Während sie aber früher
ganz allein auf freier Wiese stand, versteckt sie sich heute in der dichten umliegenden Bebauung. Den Namen des des Sportsfreunden vom
Lehrer Ludwig Jahn bekam sie, wie der Name "Jahn Halle"
schon in FFB vergeben war. Karl Friedrich Friesen ( auch
Friesenstrraße in Eichenau) hatte an der gleichen Schule in
Berlin unterrichtet wie Jahn und wurde dann als Kämpfer im
Lützowschen Freikorps bekannt. Die Halle wurde kurz nach
Beendigung der olympischen Spiele in Berlin eingeweiht und Gustav
Eberth hatte nicht nur den Antransport einer großen Scheune
organisiert sondern auch mit seinem Vermögen für den Bau
gebürgt, der mit viel Eigenleistung aller Eichenauer hoch
gezogen wurde. Bei der Entnazifizierung gaben ihm auch viele
Eichenauer sog. "Persilscheine", und nur die Kollegen in
Aubing beschrieben ihn als " engagierten und überzeugten
Nazi, in dessen Gegenwart es gefährlich gewesen sei, sich
politisch zu äußern. Die Personalvertretung der
Bahndirektion nannte ihn Parteigenossen aus Gesinnungslosigkeit, der
bis zuletzt an den Endsieg geglaubt habe und lehte eine Wiedereinstellung ab." (P. Bierl, 14.7.06) Eberth blieb in
Eichenau wohnen und wurde zwischen 1951 und 1956 Vorstand der
Baugenossenschaft, zusammen mit Bürgermeister Hans Wirner, der
ihn 1945 abgelöst hatte.


Im
Ortsplan der Gemeinde Eichenau wird die 1968 beschlossene Straße
nicht mehr aufgeführt, ist aber, wie Bürgermeister Hubert
Jung 2006 herausfand, nicht offiziell getilgt worden. Sie sit auch
keine Straße mehr, sondern ein Fußweg vor den
Fahrradständern am Bahnhof,der zur Hans Wirner Straße
hinführt. Da die Straße offiziell weiter existiert, hat
Prof. Mellmann, der Kartograph des Eichenauer Geschichtsbuches sie
auch in der besten Karte Eichenaus im Geschichtswerk (S.109) belassen
- allerdings ist ein Tippfehler im Namen geblieben, der mir auch
entgangen ist.



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